(Auszug aus einem 1932 erschienenen Kochbuch)
Von jeher suchten die Menschen im Frühling – mit der Natur – ihren Säftestrom zu erneuern, das “unreine, zu scharfe” Blut durch eine Kur zu verbessern.
Leider werden vielfach stark wirkende Abführ- und Blutreinigungsmittel verwendet, die oft genug dem Körper mehr schaden als nützen. Am besten lässt man sich über die Wahl von nicht zu scharfen Tees von einem Arzt beraten und sei sich bewusst: eine solche Teekur allein tut’s nicht, auch wenn sie durch ihren abführende Wirkung die Verdauung wohltuend anregt, Schweiss- und Harnabsonderung vermehrt usw.
Eine der Jahreszeit gemässe Umstellung in der täglichen Ernährungsweise ist unvergleichlich wirksamer. Man spähe nach jedem ersten Grün in den Gemüsebeeten und in den Auslagen der Händler.
Kerbel oder Sauerampfer von ungedüngten Wiesen (etwa 100 g pro Person) wird sauber gewaschen, durch die Hackmaschine gedreht und mit Butter oder Öl und Zwiebeln gedünstet, Wasser (oder noch besser Gemüsebrühe) und beim Aufkochen Reis oder Sago zugefügt, die Suppe 20 Minuten gekocht und gewürzt.
oder
Sauerampfer, junge Brennesseln, jungen Spinat in Butter oder Öl mit Zwiebeln dünsten, durch die Hackmaschine drehen, nochmals aufs Feuer setzen und beim Anrichten mit Rahm oder roher Milch verrühren.
und
Von den Frühlingskräutern wie Sauerampfer, junger Löwenzahn usw. lassen sich gute Salate bereiten.
Eine mehrwöchige Kur mit solchen Suppen, Gemüsen und Salaten wirkt stärker reinigend als alle Tees und Pillen!
und Kräuterpfarrer Künzle zum Thema:
“Der grösste Reichtum des Menschen ist die Gesundheit. Was nützen ihm die wertvollsten Güter, wenn sein Körper an einem Leiden erkrankt, das ihn hindert, sich am Leben voll und ganz freuen zu können. Um aber diese Gesundheit erhalten zu können, muss er entsprechend leben, und dazu gehört vor allem eine vernünftige Ernährungsweise.”
und
“Wer klug für seine Gesundheit sorgen will, der benützt alljährlich im Frühling die unübertrefflichen Blutreinigungsmittel aus Herrgotts grosser Apotheke (der Natur) – Das Blut wird gereinigt, indem man in erster Linie für regelmässigen Abgang von Stuhl und Wasser sorgt; solange hier nicht gründlich und beständig gute Ordnung herrscht, nützen alle Einreibungen und Luftkuren nicht viel. Das natürlichste Heilverfahren ist eine einfache und gesunde Lebens- und Ernährungsweise.”
Frühlingskur aus rohen Pflanzensäften (Auszug aus “Das grosse Kräuterbuch” von Pfarrer Künzle, Auflage von 1945)
Pflanzensaft, aus den verschiedensten jungen Feldgemüsen gewonnen, regt Darm und Nieren wohltuend an. Verwendet werden: Spinat, Nüsslisalat, Kresse, Sauerampfer, Lattich, Schafgarbe, Löwenzahn, Brennessel, Radieschen. Die Kräuter und Gemüse werden gereinigt, ½ Stunde in Salzwasser gelegt und dann zerkleinert. Der Pflanzenbrei wird dann durch einen sauberen Stoffbeutel gedrückt und der so gewonnene Saft in Flaschen abgefüllt und kühl und dunkel aufbewahrt.
Auch die im Sauerkrautwasser enthaltene Milchsäure und lebendigen Milchsäurebakterien entgiften den Darm. Während 4-6 Wochen 1-2 Esslöffel dreimal täglich einnehmen, entweder auf dem Teller der Suppe beigeben oder direkt schlucken.
Spinat-Kur
Mit ungedüngtem Spinat und Vollreis (als Alleinkost) werden erfolgreiche Diätkuren zur Entgiftung des Organismus durchgeführt. Der gut gewaschene Spinat wird fein gehackt und mit Rahm (süss oder sauer) gemischt. Dazu in Wasser gekochter Vollreis, den man vor dem Anrichten mit erwärmter Milch vermischt.
Rüben- und Rettich-Kur
Eine Rübenkur, einmal im Jahre ein paar Wochen lang, wird Gesunden und Kranken empfohlen. Man reibe, täglich abwechselnd, sauber geputzte gelbe Rüben oder Kartoffeln, rohe Randen, Radieschen, und geniesse 2-3 Esslöffel voll vor dem Frühstück, Mittag- und Abendessen.
Ähnlich ist Rettichkur: Scharzer Rettich wird geschält, gerieben, das Mus durch ein Tuch gepresst und mit Bienenhonig gemischt. Während einiger Wochen vor den Mahlzeiten 2 Löffel voll einnehmen. Der Rettich soll jedesmal frisch gepresst sein. Statt Saft kann man auch längere Zeit täglich Rettichsalat geniessen, ohne Salz, mit Rahm und nach Belieben mit geriebenen Äpfeln vermischt.
Fasten und Fettreduktion (Auszug aus “Das grosse Kräuterbuch” von Pfarrer Künzle, Auflage von 1945)
Man empfiehlt Fasten gern als »Entgiftung«, als Reinigung von Selbstvergiftung. Auch das ist nur begrenzt richtig: bei ausgedehntem Fasten werden Stoffe im Körper zurückgehalten, die er bei Vollbetrieb des Stoffwechsels ausscheidet. Solange aus den Vorratskammern des Körpers nur Fett herausgezogen wird, ist es gut; geht es aber an die Eiweissreserven, so leiden Herz, Muskeln und Nerven.
Sehr oft scheitert die Entfettungskur, erlahmt der Wille auf halbem Weg. Es ist erheblich beschwerlicher, Fett zu verlieren, als Fett anzusetzen. Man darf nie vergessen, daß es eine Umstellung und Umstimmung des ganzen Körperlebens bedeutet. Hast und Ungeduld stellen den Erfolg auch des bestüberlegten Vorgehens in Frage. Es hat keinen Sinn, sich verzweifelt abzurackern und alle fünf Minuten in den Spiegel zu schauen, ob das Fett schon schmilzt. Ruhige Zuversicht ist hier wie überall eine Voraussetzung des Heilerfolgs. Monate sind vorzusehen, nicht nur Wochen; womöglich eine ganz ruhige Zeit, ohne starke Beanspruchung, am besten Ferien.
Fasten mit Obst- und Milchtagen (Auszug aus “Das grosse Kräuterbuch” von Pfarrer Künzle, Auflage von 1945)
Ähnliche milde Hungerkuren sind Obst- oder Milchtage, die man gern auch in eine allgemeine Entfettungsdiät einschaltet. Die ganze Kost besteht dabei aus 800-1000g Obst oder Milch während des Fastentages, natürlich ohne sonstiges Getränk.
Länger dauernde Hungerkuren sollten nur in Kliniken und Sanatorien durchgeführt werden. Wir gehen darum hier nicht näher darauf ein. Dass Hungerkuren unter den Augen eines erfahrenen Stoffwechselkenners nach genauem Plan, der die ganze Lebensweise umfasst, und bei ständiger Bereitschaft, regelnd einzugreifen, glänzende Erfolge haben können, soll nicht bestritten sein. Sie erfordern aber beinahe stündliche Beobachtung der stets individuell gezogenen Grenzen.
Fastenkuren sind nicht das Allheilmittel bei Fettleibigkeit. Auch bei anderen körperlichen Leiden wollen sie mit kritischer Auswahl der Fälle gebraucht sein. Der Stoffumsatz sinkt, aber der fastende Organismus arbeitet darum nicht anders, nicht sparsamer. Atmung, Herztätigkeit, Blutdruck und die Tätigkeit der Schilddrüse sind herabgesetzt. Was bei der einen Krankheit überaus nützlich ist, kann bei einer andern geradezu gefährlich sein. Der Mensch kann eine gute Weile und öfters von dem Vorrat an Nährstoffen in seinen eigenen Geweben leben. Aber das hat seine zeitliche Grenze; er stirbt, schon ehe der Vorrat aufgebraucht ist.
Weitere Ratschläge von Pfarrer Künzle finden Sie in den Unterseiten oder über die entsprechenden Links:
Fastentag
Blutreinigung
Sauerkrautkur
Rohkostkur
Traubenkur
Entfettungskur