Slow Food

(Auszüge aus einem Kochbuch von 1932)

“Wer langsam isst, lebt lange!”

Wie viele Menschen nehmen sich zum Essen nicht genügend Zeit! In der Hast heruntergeschlungene Speisen schaden dem Körper mehr, als sie nützen. Allerdings ist der Magen sehr geduldig und lässt sich ziemlich lange misshandeln.
Einmal erkrankt, rächt sich dieses Organ durch chronische Zustände, die meistens schwer zu beheben sind. Jeder sollte auf sich achten, da schon der einfache Magendruck ein Anzeichen für einen Verdauungsfehler ist.

Hat man zum Essen wenig Zeit, so nehme man nur so viel zu sich, als man gut und sorgsam durchkauen kann. Das Wenige gut gekaut, nützt dem Körper mehr, als eine grosse Menge schlecht gekauter Speisen.

Verschwendung edler Nahrungsmittel:

Ungenügendes Kauen kann durch die Arbeit von Magen und Darm nicht ausreichend nachgeholt werden. Das nur allzu verbreitete Schlingen beim Essen (wie auch unrichtige Zubereitung der Speisen) bedeutet also eine Verschwendung von Nahrungsmitteln, die ein Hohn ist auf die Not unserer Zeit; bei richtigem Kauen brauchten wir gut ein Drittel weniger zu essen.

und

Auch Sauerstoff gehört zur Ernährung: Der eingeatmete Sauerstoff dient der „Verbrennung“ der Nahrung im Körper. Nur gutes, volles Atmen ernährt gut. Ist es ungenügend, so fehlt dem Stoffwechsel der „Zug“ wie einem Ofen, der nicht zieht. Menschen, die richtig atmen, benötigen weniger Nahrung als schlechte Atmer.

“Der Mensch lebt nicht von dem, was er verzehrt, sondern von dem, was er verdaut”:

Vielesserei ruft früher den Tod herbei als magere Kost. Wenn du nicht hungrig bist, iss nicht; wenn du nicht durstig bist, trink nicht. Einfache Nahrung, richtig zubereitet, gut und langsam gekaut, mit Mass genossen, ist unserer Natur am zuträglichsten. Durch den Speichel wird die Nahrung geweckt, eine lebendige Säftemischung gefördert. Die halb oder gar nicht gekaute Nahrung ist für Magen und Körper zum grossen Teil Ballast, erzeugt Blähungen und Störungen und verlässt den Körper wieder ungenutzt. Lehrt darum die Kinder den richtigen Gebrauch der Kauwerkzeuge; damit sichert ihr schon weitgehend ihre Gesundheit, das köstlichste aller Erdengüter!
Bevor die Speisen in den Därmen ihre eigentliche Bestimmung erfüllen, leistet der Magen seine Vorarbeit. Genaue Untersuchungen haben ergeben, dass ihm nachstehend angeführte Nahrungsmittel folgende Zeit zu tun geben: Reis 1 Stunde, rohe Eier 1 1/2 Stunden, Brot und Milch 2 Stunden, Kartoffeln 2 1/2 Stunden, Fisch und weichgekochte Eier 3 Stunden, Rind- und Schweinefleisch 4 Stunden, hartgekochte Eier 5 Stunden.


Zeitaufwändige Zubereitung für Hors-d’oeuvre:

Mit etwas Geduld lassen sich sehr wirkungsvolle Garnituren herstellen:

  • Kirschen: Ein Radieschen wird in 2 Teile geschnitten, der rote Teil kommt nach oben. 2 zusammenlaufende Schnittlauchstengel ergeben den Stiel der Doppelkirsche. Solche Kirschen sind eine schöne Randgarnitur.
  • Schneeglöckchen: Die Blütenblätter schneidet man aus hartgekochtem Eiweiss, das Innere wird durch Eigelb markiert, der Stiel besteht aus Schnittlauch.
  • Sterne und Figuren: werden aus feingehacktem Eigelb, mit halbierten Kapern gebildet.
  • Kleeblätter, Fächer, Dominosteine werden von Cornichons oder Randen geschnitten.