(Auszüge aus “Das grosse Kräuterbuch” von Pfarrer Künzle, Auflage von 1945)
Muss man den Gesunden vor Versuchen mit einseitiger Rohkost warnen und ihm dringend anraten, bei einer vernünftig gekochten möglichst wechselreichen Mischkost mit reichlich Gemüse, Salaten und frischem Obst zu bleiben, so ist um so “rückhaltloser anzuerkennen, was ein »Stoss« mit einer richtig geleiteten Rohkost- oder Früchtekur bei vielen Krankheiten und Leiden zu leisten vermag.
Um die Heilwirkungen der Rohkost zu verstehen, hat man von ihren Haupteigenschaften auszugehen: Reichtum an Vitaminen, Armut an Nährwerten und Eiweiss, Fehlen der Harnsäurebildner, geringer Gehalt an Kochsalz, hohe Ansprüche an die Darmtätigkeit. Es leuchtet ein, daß mit diesen Eigenschaften ebenso viele Fingerzeige für sowie gegen die Anwendung von Rohdiät gegeben sind, über deren Gewicht nur der Arzt von Fall zu Fall entscheiden kann.
Der Nachdruck ist auf die Kochsalzarmut der Rohdiät zu legen. Der Gehalt an Vitaminen ist nicht an die Rohform gebunden; genügende Nährsalze, wenig Eiweiss, Fett und säurebildende Bestandteile – das alles lässt sich auch bei gekochter Krankenkost erreichen, wenn auch vielleicht nicht so bequem.
Der Kochsalzentzug entwässert zunächst die Gewebe und wirkt Entzündungen entgegen.
…. Solch knappe Aufzählung von möglichen Anwendungen roher Heilkost könnte den falschen Eindruck erwecken, es genüge bei diesen Erkrankungen, einem beliebigen Rohkostküchenzettel zu folgen, um geheilt zu werden. Zusammenstellung, Abstufung und Dauer der Rohdiät bei den einzelnen Krankheiten und in bestimmten Fällen sind vielmehr Sache kundiger ärztlicher Planung. Sonst kann die Eiweissarmut der Rohkost leicht zu Eiweiss-Unterernährung des Kranken führen, ihr Reichtum an unverdaulichem Faserstoff (Zellulose) einen Verdauungsschwachen schädigen usw.
Sodann kommt bei der Rohkost sehr viel darauf an, wie sie im einzelnen zusammengestellt und zubereitet wird. Mit einem Musterspeisezettel für einen Tag wäre dem Leser daher wenig gedient und geholfen. Soll er nach ärztlicher Vorschrift eine Rohdiätkur im eigenen Hause durchführen, so beraten ihn für den Speisezettel wie für die Zubereitung der einzelnen Gerichte die Bircher-Bennerschen Kochbücher vorzüglich….
… Ein Wort noch zur vielgepriesenen Rohkost:
Eine unter strenger ärztlicher Aufsicht durchgeführte, auf wenige Wochen befristete Rohkostkur kann auch bei bestimmten Erkrankungen von Verdauungsorganen, besonderes des Dickdarms, Gutes wirken. Von rohen Frucht- und Gemüsesäften abgesehen, die mitunter in der Krankendiät nützliche Hilfsdienste leisten, ist aber einseitige Rohkost den Kranken noch weniger bekömmlich als den meisten Gesunden.
Volkswirtschaftlich betrachtet, ist Rohkost ein Luxus, weil sie vom Darm schlechter ausgenützt wird; es muss also immer ein Übergewicht geboten werden. Sie kommt auch teurer als die übliche Mischkost, wenn man den Kaloriengehalt zugrunde legt. Ihr überlegener Vitaminreichtum ist kein stichhaltiger Verteidigungsgrund, denn eine vernünftige gemischte Kost mit frischem Obst und rohen Salaten bietet uns schon mehr Vitamine, als wir brauchen.
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