(aus Haushaltbuch von 1901)
Dampf- und Heissluftbäder werden genommen, um die Haut zu grösserer Schweissabsonderung zu bringen und auf diesem Wege Krankheitsstoffe aus dem Körper zu entfernen. Entweder werden die Bäder auf den ganzen Körper oder nur auf einzelne Teile desselben angewendet. Beim Dampfbad ist die Wirkung eine raschere, energischere, weil die feuchte Hitze rascher und stärker durchwärmt als die trockene, erhitze Luft, dafür lässt sich aber letzter länger ertragen. Es ist in der Anwendung dieser Bäder, zumal auf den gesamten Körper, eine gewisse Vorsicht geboten, gerade wegen ihrer starken Wirkung. Nicht selten haben sie Blutandrang zum Kopf, Herzklopfen, Schwindel, auch Ohnmachtsanfälle zur Folge. Kühle Umschläge auf Kopf und Herzgegend sind daher vorbeugende Massregeln. Auch kann man kühlendes Wasser in kleinen Schlücken trinken. Lungen-, Gehirn- und Nervenkranke solle solche Bäder meiden oder sie jedenfalls nur nach ärztlicher Verordnung gebrauchen.
Will man zu Hause ein Dampfbad nehmen, ohne eine besondere Einrichtung dafür zu haben, so kann man sich damit behelfen, dass man sich auf einen stark durchlöcherten Rohrstuhl setzt, unter den man ein Gefäss mit stark dampfendem Wasser stellt. Um eine Entweichung des Dampfes zu verhindern umhüllt man den Körper mit Wolldecken und sorgt namentlich am Fussboden und am Hals für guten Abschluss, damit keine kalte Luft zuströmen kann. Lässt die Dampfentwicklung nach so muss durch Zugabe von weiterem heissem Wasser nachgeholfen werden. Natürlich ist eine solche Art des Dampfbades etwas unvollkommen, da die Decken nicht so umgelegt werden können, dass der Dampf den Körper frei umspielt.
Häufig werden auch nur Teil-Dampfbäder gemacht, denen man einen erkrankten Teil des Körpers aussetzt, so z.B. bei rheumatischen Schmerzen, Erkältungskrankheiten, Zahnschmerzen usw. Will man die Füsse andampfen, so setzt man sie auf Stäbe, die auf dem Dampfgefäss liegen. Soll die Anwendung dem Unterleib zugute kommen, so setzt man sich auf einen stark durchlöcherten Rohrstuhl, unter dem das dampfende Wassergefäss steht.
Ueberhaupt ist es bei diesen Dampfanwendungen notwendig, den anzudampfenden Körperteil durch Decken gen aussen gut abzuschliessen. Die Dauer eines Dampfbades beträgt 15-25 Minuten. Nach demselben folgt eine lauwarme Abwaschung oder eine warmes Vollbad mit nachheriger kühler Abwaschung. Starke Naturen können dem Dampfbad auch eine kalte Wasseranwendung folgen lassen. In Badanstalten wird häufig nach dem Schwitzbad noch eine Massage ausgeführt um eine kräftige Blutzirkulation anzuregen und so die Wirkung zu erhöhen.
Man kann dem Dampf erzeugenden Wasser auch noch eine Abkochung beifügen (Haferstroh, Kamillen, Heublumen usw.) Auch trinkt man oft, um die Schweissabsonderung zu befördern, vor der Dampfanwendung reichliche Mengen heissen Tee, z.B. Lindenblüten-, Kamillen- oder Pfefferminztee.